Altbausanierung

Sollten Wohnungseigentümer eine Sanierung ihrer Gebäude, bezogen auf Dämm- und Dichtungsmaßnahmen, durchführen?

Nein, sie sind energetisch unwirtschaftlich, gesundheitlich schädlich und im Ausführungsfall ein hohes Schadensrisiko.

Das Deutschen Architektenblatt 3/2000 schreibt dazu:

“Mit dem Ziel der Energieeinsparung durch eine wärmetechnische Verbesserung der Außenwand und der Vermeidung von Undichtigkeiten in der Gebäudehülle zur Reduzierung der Lüftungswärmeverluste wird in den Feuchtehaushalt der Gebäude eingegriffen. Seit der Einführung der Wärmeschutzverordnung (später EnEV) lässt sich eindeutig eine Zunahme der Probleme mit Tauwasser am Fenster und an der angrenzenden Wand feststellen. Es wurde häufig nicht berücksichtigt, dass die im Gebäude entstehende Feuchtigkeit über die verbleibenden Undichtheiten unzureichend abgeführt werden kann, und somit die Raumluftfeuchte und der Feuchtedruck an der Außenwand ansteigt.

Diese geänderten Bedingungen führen zur Bildung von Tauwasser und Schimmelpilzen an wärmetechnischen Schwachstellen in der Gebäudehülle, die vorher kaum problembelastet waren.”

(in: Josef Schmid, Ingo Leuschner: “Tauwasser und Schimmelpilze im Fensterbereich”)

Bildunterschrift:

“Thermografie: Der Wärmeverlust bei der linken Haushälfte (mit Dämmung) beträgt nur einen Bruchteil des Verlusts auf der rechten Seite (gelbe und rote Flächen verraten den Wärmedurchgang).”

abgedruckt in “Bauen & Wohnen”, 26.10.06, Verlagsbeilage der Neuen Presse Coburg.

Klar, dass es am Rollokasten etwas erhöhten Wärmedurchgang gibt. Aber wieso strahlen ausgerechnet die Fensterklappläden der blauen Superdämmfassade so dermaßen gelbwarm?

Wo kommt denn diese Energie wohl her?

Fließt die Wärme aus den Beschlägen am Ladenanschlag und heizt unerlaubt den ganzen Laden auf?

Verliert das WDVS ausgerechnet hinter Fensterläden jede Dämmwirkung und es fließt ungeschützte Wärme aus dem warmen Zimmer zielgenau zum Fensterladen?

Nein – logischerweise wird hier die tagsüber im Massivbaustoff eingespeicherte Solar-energie nachts thermografiert. Und da das WDVS nichts speichern kann, wird es eiskalt und fängt Kondensat ein. Das friert dann im Winter das WDVS auf und im Sommer sorgt es für baldige Veralgung auf der sollgemäß bald durchfeuchteten Dämmhaut – sobald die algizide Vergiftung der Fassadenfarbe ausgewaschen ist.

Wie viele leichtgläubige Bauherren werden aber auf diese Energiesparweisheit – denn so ein Bild sagt mehr als tausend Worte – wieder hereinfallen?

Warum sollte also die wertvolle Speichermasse des Altbaus (Vollmassivziegel) mit großem Aufwand gegen äußeren Wärmeeintrag abgeschottet werden, um die Energie dann für teures Geld von innen in die Wände zu pumpen?

Dafür, dass sich durch nachträgliche Wärmedämmung wirklich Energie sparen ließe, gibt es bisher keinen glaubwürdigen Beleg, bzw. Nachweis am Objekt.

So äußern sich maßgebliche Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums und die kleinen und großen Vermieter (hinter vorgehaltener Hand) und Beobachter der Dämmszene. Selbst am Neubau hilft nur das Herausrechnen angeblicher Lüftungs- und Brauchwasserverluste, um mit Niedrigverbräuchen der Heizanlage zu glänzen.

Wenn es wirklich gelingt, die Warmluft einzusperren: um welchen Preis? Hohe Klimaanlagen/Wärmerückgewinnungs-Stromkosten und Wartungskosten bzw. Feuchtebelastung des stickigen Wohnklimas werden meist unter den Teppich gekehrt. Nicht umsonst sind über 60 Prozent der Bauprozesse Schimmelstreit.

Bisher hatten wir in gesunden  Wohnhäusern gelebt mit Fenstern, die einen ständigen Luftaustausch sicherstellten.

  • Unsere Wohnhäuser wurden „pottdicht“ gemacht, ähnlich Thermoskannen bzw. Kühlschränken.
  • Es gibt keinen “automatisch” ablaufenden Luftaustausch.
  • Nur manuell kann man eine notwendige Lüftung einleiten.
  • Berufstätige Bewohner haben dazu kaum die Möglichkeit.

Leicht entsteht Schimmel! Und zu dieser biologisch mehr als kritischen Situation kommt der Verschluss der betroffenen Wohnhäuser mit dem Wärmedämmverbundsystem. Der Dämmstoff hat sicher eine funktionsfähige Dampfdiffusion, aber keine Sorptionsfähigkeit (Feuchteaufnahme/-abgabe). Das System funktioniert nicht mehr.

In der neuesten Hygiene-DIN 4108 im Teil 5 findet ausschließlich der Feuchtetransport durch Dampfdiffusion Beachtung. Den wesentlich wichtigeren kapillaren Feuchtetransport hat man umgangen. Doch die kapillare Entfeuchtung ist wesentlich wirksamer als die Dampfdiffusion.

Zum Vergleich, Baustoffe mit mehr oder weniger kapillarem Feuchtetransport, erkennbar an der Baustoffkenngröße (Trocknungsbeiwert)  –  s [Tage/cm²] nach Roger Cadiergues:

 

Kalkmörtel s = 0,25
Ziegel s = 0,28
Holz (Fichte) s = 0,90
Kalksandstein s = 1,20
Porenbeton s = 1,20
Bimsbeton s = 1,40
Schwerbeton s = 1,60
Zementmörtel (z.B. Sanierputz) s = 2,50

Das heißt: Kalkmörtel trocknet um den Faktor 10 besser aus als Zementmörtel. Und passt geradezu ideal zu den technischen Qualitäten von Ziegel.

Doch die bewährten Baustoffe bleiben meist außen vor. Durch die heute normgemäß bevorzugte Verwendung der hygroskopisch schlechteren Industriebaustoffe, hat die Baustoffsorption, bei eindringender Kondensatfeuchte und flüssiger Feuchte (Beregnung), kaum noch eine Chance! Die Zeche zahlt der Bauherr und Nutzer.

Die Folge: feuchte Wohnungen und Schimmel, Allergien und asthmatische Erkrankungen.

Tipp: Altbausubstanz weitgehend so belassen wie sie ist!

Dazu sollte ein versierter Baufachmann speziell für das jeweilige Objekt die richtigen Maßnahmen zusammen mit dem Hausbesitzer auswählen.

Mit einer Hüllenflächentemperierung/Strahlungsheizung kann gegenüber einem Neubau

in vergleichbarer Größe mit guter “Außenisolation” – hervorragend geeignet als über-dimensionaler Kühlschrank – ca. 1/3 Heizenergie eingespart werden. Wandflächen-Hüllentemperierung schützt zudem die Bausubstanz und die Gesundheit der Bewohner.

Denn im Mittelpunkt steht immer der Mensch und sein Wohlbefinden – so sieht es jedenfalls die Baubiologin!